Therapie
Der Weg / die Therapie
Der Patient ist keine „Nummer“ sondern ein Mensch, der Hilfe und Unterstützung braucht.
Selbst der längste Weg beginnt mit dem kleinsten Schritt. Auch wenn dieser Spruch vielleicht auf viele Dinge zutrifft, so passt er am besten auf den Verlauf der Therapie. Denn mit dem Eingestehen einer Essstörung haben die Betroffenen bereits den ersten wichtigen Schritt vollzogen. Dies ist vielleicht sogar der schwerste in der Therapie. Sobald die Erkenntnis jedoch da ist, dass Essgestörte an einer Krankheit leiden, erkennen diese auch, dass es Menschen gibt, die professionell helfen können – intensiv, persönlich und effektiv. Der Teufelskreis, in welchem die Erkrankten
24 Stunden 7 Tage die Woche stecken, kann in den allermeisten Fällen nur durch psychotherapeutische Hilfe durchbrochen werden.
In unserem Center wird gewährleistet, dass Patienten auch außerhalb der Therapiestunden schnell medizinische und therapeutische Hilfe bekommen.
„Selbst der längste Weg beginnt mit dem kleinsten Schritt“
Sie sind sich nicht sicher, ob Sie eine Essstörung haben? Sie wissen nicht mehr weiter? Sie haben ein Familienmitglied oder einen Freund, der Symptome einer Essstörung aufzeigt? Dann kontaktieren Sie uns.
Der Ablauf der Behandlung
Bei der Behandlung von Essstörungen werden im Regelfall verschiedene Behandlungsmöglichkeiten kombiniert. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der psychotherapeutischen und medizinischen Behandlung. Um eine erfolgreiche Therapie zu gewährleisten ist es wichtig, dem Patienten im ersten Schritt ein sicheres Umfeld zu schaffen. Hierdurch fühlt er/sie sich angenommen und kann sich voll und ganz auf sich und die Behandlung konzentrieren.
Als Zweites erfolgt das Anamnesegespräch, in dem der Patient den Therapeuten per zoom kennen lernt und viele anfängliche Fragen geklärt werden. Zudem wird ausführlich über die bisherige Krankheitsgeschichte und den weiteren Verlauf der Therapie informiert. Auch die Eltern und/oder der Partner bekommen hierbei die Möglichkeit Informationen über diese spezielle und intensive Therapie zu erhalten, um so zu wissen, wie genau die kommende Zeit ausschauen wird. Eine zusätzliche Betreuung des Patienten durch Angehörige, Eltern oder Geschwister ist oftmals zu empfehlen.
Je nach Ausprägung und Schweregrad der Krankheit wird ein Therapieplan erstellt, in dem die wöchentlichen Therapiestunden (von einer Stunde pro Woche bis hin zu täglich einer Stunde) und auch die Erreichbarkeit der Therapeutin per E-Mail oder Telefon aufgeführt werden. Dem Patienten wird empfohlen zu seinem behandelnden Hausarzt zur regelmäßigen Kontrolle zu gehen. Auf diese Weise kann zusätzlich abgeklärt werden, in welchem aktuellen Zustand sich die Patientin oder der Patient befindet und ob weitere Maßnahmen notwendig sind. Die Frage, ob eine ambulante oder stationäre Behandlung angezeigt ist, muss im Einzelfall zusammen mit den behandelnden Ärzten entschieden werden. Bei dieser Entscheidung spielen neben dem seelischen auch der körperliche Zustand, welcher durch den Hausarzt überwacht werden sollte, eine entscheidende Rolle.
Sobald das Vertrauensverhältnis aufgebaut ist und der Patient genügend Einblicke und Informationen über die Therapie bekommen hat, beginnt die eigentliche psychotherapeutische Arbeit. Der Patient wird hierbei durch die Therapeutin angeleitet, sich intensiv mit sich selbst und seinen Gedanken auseinander zu setzen. Ziemlich schnell wird ihm dabei bewusst werden, wie negativ er Anderen aber besonders sich selbst gegenüber eingestellt ist. Durch eine intensive Schreibarbeit wird der Betroffene diese (negativen) Gedanken hinterfragen und mit dem weiteren Verlauf Abstand gewinnen. Ab diesem Moment beginnt beim Patienten der Prozess der Genesung. Während dieses Prozesses wird er sich seiner selbst, seinen Stärken, seinem Charakter und seinen Eigenschaften immer mehr bewusst und lernt, dass er die Krankheit nicht länger braucht, um sich dahinter zu verstecken. Er lernt, dass er die Kontrolle über das Essen abgeben darf. Je mehr er an sich arbeitet und zu sich selber findet, desto mehr wird er sich auch freiwillig mit dem Essen auseinander setzen und es für sich wieder zulassen – nicht für jemand Anderen und besonders nicht unter Druck.
Meine Aufgabe und mein Ziel als Therapeutin ist es, jedem Patienten zu zeigen, dass er es verdient hat aktiv am Leben teilzunehmen. Der Spaß soll wieder in sein Leben einkehren und ebenso das Bewusstsein, dass er – so wie er ist – toll und einzigartig ist. Der Betroffene soll erkennen können, dass er seine beste Freundin und sogleich auch verhasste Feindin, die Essstörung, nicht mehr braucht.
Einige Beispiele über die negative Sichtweise des Patienten, meistens gegenüber sich selbst:
Die mentale Verfassung von Essgestörten kann sehr variieren. Es kommt häufig vor, dass Verhaltensweisen sehr widersprüchlich sind. So wollen Betroffene hohe Leistung bringen, um dem Mittelmaß zu entfliehen. Im Gegenzug jedoch fürchten sie sich aber davor aufzufallen. Essgestörte sind hoch sensibel für die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen – haben aber zu ihren eigenen Gefühlen nur schwer Zugang. Viele haben eine große Angst vor Nähe, fürchten sich jedoch auch vor davor, alleine zu sein.
Eine immer präsente Eigenschaft von Betroffenen ist die durchgehende negative Sichtweise sich selbst gegenüber. Essgestörte beschäftigen sich entsprechend nicht nur mit dem Thema „Essen“, vielmehr sind sie permanent mit negativen Glaubenssätzen über sich selber beschäftigt. Sie glauben, dass sie es nicht wert sind, geliebt zu werden, dass sie schlechte Menschen sind und dass sie Leistung erbringen müssen, um anerkannt zu werden. Dies sorgt für eine mentale Abwärtsspirale.
Exemplarische für diese negativen Glaubenseinstellungen stehen folgende Aussagen:
- Alle anderen sehen viel besser aus als ich! Ich bin echt das Letzte!
- Warum wählen mich Klassenkameraden erst als Zehnter in die Gruppe? Niemand mag mich!
- Ich bin so ein schlechter Mensch! Nun hab ich schon wieder etwas falsch gemacht.
- Nie habe ich Geduld mit meinen Kindern. Was bin ich doch für eine schlechte Mutter!
- Ich bin nicht zum Geburtstag eingeladen worden. Keiner möchte mit mir befreundet sein.
- Keiner ruft mich an. Ich fühle mich so alleine und einsam.
Diese Glaubenssätze werden in der Therapiearbeit immer wieder neu hinterfragt, um so rationale Gründe aufzuführen, warum die subjektive Meinung des Patienten nicht der Realität entspricht. Je öfter sich der Patient damit auseinandersetzt, desto eher wird er wieder ein positiveres Verhältnis zu sich selbst aufbauen und sein Selbstwertgefühl steigern. Ziel der Therapie ist es, dass Betroffenen auch bei Kritik oder in Problemsituationen nicht mehr alles persönlich nehmen und auf die eigene Person beziehen, sondern sich kritisch und realistisch damit auseinander setzen.