Krankheitseindrücke

Psychologische Aspekte von Essstörungen.

Anorexie, lass mich in Ruhe!

Die Frau ist gefangen in ihrer Krankheit. Ihr sind die Hände gebunden und sie kann sich alleine nicht wehren. Sie drückt die Teufelsmaske, welche symbolisch für die Krankheit steht, weg und dreht auch ihren Kopf zur Seite, um Distanz zu der heimtückischen Anorexie zu bekommen. Doch sie schafft es nicht, die Krankheit abzulegen.

Innere Konflikte bei Essstörungen: Die Entscheidung, sich professionelle Hilfe zu suchen und an einer gesünderen Selbstwahrnehmung zu arbeiten, ist ein mutiger Schritt, der trotz der Dunkelheit der Nacht, ein Licht der Hoffnung darstellt.

Wie kann man nur so fett sein?

Dieses Bild ist sehr charakteristisch für eine Essstörung. Die Patientin sieht sich und ihren Körper nicht mehr real, sondern als viel zu dick und aufgeschwommen. Sie hat jede Verbindung zu ihrem Körper verloren. Auch wenn sie nur noch aus Haut und Knochen besteht, fühlt und sieht sie sich als dicke Person, vor der sie sich ekelt. Sie leidet extrem und möchte immer mehr Kontrolle über ihren Körper gewinnen. Daraus entwickelt sich ein heimtückisches Gefühl der Macht, welche die Patientin immer tiefer in die Magersucht abgleiten lässt.

Hoch, höher, immer höher… aber nie angekommen und Ich muss Höchstleistungen vollbringen reflektieren den Perfektionismus und die überhöhten Leistungsansprüche, die bei vielen Betroffenen vorherrschen.

Ich bin so ein schlechter Mensch

Die Betroffenen besitzen kein Selbstwertgefühl mehr. Sie fühlen und sehen sich als schlechten Mensch, der es nicht wert ist, geliebt zu werden. Sie sind einsam, verletzt und ziehen sich somit immer mehr zurück. Sie haben das Gefühl, dass niemand sie mag, dass sie nichts schaffen, in allem schlecht sind und dass sie es nicht wert sind, am Leben zu sein. In jede Zuwendung, in jedes Kompliment oder angebotene Hilfe wird etwas Negatives interpretiert.

Ich bin so ein schlechter Mensch und Verzweiflung spiegeln das zerschmetterte Selbstwertgefühl und die tiefe Einsamkeit wider, die viele Betroffene empfinden.

Verzweiflung

Die Patientin ist verzweifelt. Sie spürt, dass etwas nicht mit ihr stimmt, doch sie kann es nicht in Worte fassen. Sie ist abgemagert, sie ist allein, sie ist krank. Doch sie schämt sich. Wie soll sie um Hilfe rufen, wenn sie das Gefühl hat, dass niemand sie versteht, dass sie sich selber nicht mehr versteht? Wie kommt man raus aus dieser unheimlichen Krankheit? Kann man je gesund werden?

Nur keine Weiblichkeit und Es tut so weh betonen den Wunsch, weibliche oder männliche Körperformen zu vermeiden, was oft mit einer Ablehnung der eigenen Sexualität und Identität einhergeht.

Nur keine Weiblichkeit

Die Patientin würde alles dafür tun, keine Weiblichkeit und somit keine weiblichen Rundungen zu entwickeln. Die Betroffenen fühlen sich nicht als fraulich oder männlich und haben keinen Bezug zu ihrem Körper. Sie möchten nicht angefasst werden und ekeln sich vor sich selber.

Der Schmerz, der aus dieser Ablehnung resultiert, ist sowohl physisch als auch emotional, ein Zeichen der tiefen inneren Zerrissenheit.

Es tut so weh

Dieser jungen Frau blutet förmlich das Herz. Sie ist innerlich zerrissen, es geht ihr immens schlecht. Sie hat keinen Bezug mehr zu sich, zu ihrem Körper und zu ihrem Leben. Sie leidet und benötigt dringend Hilfe.

Angesicht zu Angesicht mit der Krankheit und Komm mit mir zeigen, wie Betroffene ihre Identität zunehmend über die Krankheit definieren und sich mit ihr verbünden. Diese Identifikation mit der Anorexie als Freundin oder Lebensinhalt zeigt die Komplexität der emotionalen Bindung an die Krankheit und die Herausforderung, sich davon zu lösen.

Angesicht zu Angesicht mit der Krankheit

Die Patientin sieht ihrer Krankheit ins Gesicht. Ihr geht es schlecht, sie ist alleine und um nicht vollständig „abzurutschen“, fängt sie an, ihre eigene Welt aufzubauen. Sie zieht sich immer mehr von Familie und Freunden zurück und wendet sich immer enger ihrer Krankheit zu. Niemand kommt mehr an sie ran, noch kann sie verstehen. Dafür hat sie nun die teuflische Krankheit, mit der sie sich verbündet.

Die Wahrnehmungsverzerrung des eigenen Körpers, Wie kann man nur so fett sein?, ist ein Kernmerkmal der Anorexie. Trotz extremer Kachexie empfinden sich Betroffene als übergewichtig, was auf die tiefgreifende Dysmorphophobie hinweist.

Komm mit mir

Hier entscheidet sich die Betroffene für die Krankheit und taucht ein in diese für Außenstehende unheimliche Welt und Beziehung. Die Patientin wird immer mehr eins mit der Anorexie. Sie wird ihre Freundin, ihr Lebensinhalt, ihre Welt. Sie kommt nicht mehr von ihr los. Sie will auch nicht von ihr loskommen, da sie Angst hat, dass sie dann nichts mehr hat, was sie ausmacht, was sie besonders macht.

. Der unermüdliche Drang, Anerkennung durch Leistung zu erlangen, und die Unfähigkeit, den eigenen Wert unabhängig von Erfolg zu sehen, verdeutlichen die Verknüpfung von Selbstwert und Kontrolle über Körper und Leistung.

Hoch, höher, immer höher… aber nie angekommen

Hier geht es wieder um die viel zu hochgesetzten Ziele der Magersüchtigen oder Bulemikern. Die Betroffenen schreien nach Liebe und Anerkennung und versuchen auch alles, um dies durch Leistung zu bekommen. Sie definieren sich über ihre Erfolge oder Misserfolge, können aber nicht mehr unterscheiden, dass sie darüber nicht ihren Wert als Mensch sehen können. Sie werten sich immer mehr ab und verstecken sich mehr und mehr in der Krankheit. Ständig kreisen ihnen Gedanken durch den Kopf wie „Ich bin nichts wert“, „Ich kann nichts“, „Ich tauge nichts“. Von dieser unheimlichen Krankheit sind nicht nur Mädchen sondern auch immer mehr Jungen betroffen, die dringend Hilfe brauchen.

Der innere Konflikt: Dieser Aspekt betont die Wichtigkeit des Erkennens der Krankheit und des mutigen Schritts, sich Hilfe zu suchen. Die Entscheidung, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, markiert einen Wendepunkt im Kampf gegen die Essstörung, indem sie den Betroffenen ermöglicht, aus der Isolation herauszutreten und sich einem Pfad der Heilung und Selbstakzeptanz zuzuwenden.

Ich muss Höchstleistungen vollbringen

Dieses Bild symbolisiert den extrem ausgeprägten Perfektionismus der Betroffenen. Sie möchten alles, was sie machen, zur vollsten Zufriedenheit und Perfektion abliefern. Leider sind sie nie mit sich oder ihrer Leistung zufrieden, da die Messlatte nicht bei 100% , sondern weit darüber hinaus liegt. Sie fangen an, sich als ganze Person abzuwerten und nicht nur ihre Leistung.

Verzerrte Selbstwahrnehmung: Die Empfindung, unabhängig vom tatsächlichen Körperbau "zu fett" zu sein, unterstreicht die schwerwiegende Dysmorphophobie, die mit Essstörungen einhergeht. Diese verzerrte Selbstwahrnehmung führt zu einem intensiven Leidensdruck und verstärkt das Bedürfnis nach Kontrolle durch restriktives Essverhalten, was die Spirale der Krankheit weiter antreibt.

Gefangen

Diese junge Frau ist gefangen in ihrer eigenen Welt, in der sich alles um die Kilo auf der Waage, den Hüftumfang und andere messbare Werte dreht. Ständig kreisen ihr nur die Angaben auf der Waage und Essen oder Nichtessen im Kopf herum. Sie ist nie zufrieden mit den Kilos, sie wird von ihrer Krankheit ständig dazu getrieben, noch ein wenig weniger zu wiegen. Dadurch kommt sie in einen Rausch und hat das Gefühl, dass sie die Krankheit im Griff hat. Leider sieht die Realität anders aus und die Krankheit hat die Magersüchtige fest im Griff.

Identifikation mit der Krankheit: Die Entscheidung, sich der Anorexie hinzugeben, illustriert die gefährliche Verschmelzung der eigenen Identität mit der Krankheit. Dieser Schritt markiert oft einen Tiefpunkt, an dem die Krankheit nicht mehr als solche erkannt wird, sondern als Teil des Selbst und als Quelle eines verqueren Stolzes.

Leben, ich komme!

Auf diesem Bild sieht man eine magersüchtige Patientin in der Therapie, die wieder Hoffnung hat. Sie sieht und spürt, dass man gesund werden kann und besonders, dass es sich lohnt. Das Leben wartet auf sie und sie sieht die Farben, die Schönheit, die Freude wieder. Sie blickt nicht mehr zurück, sie hat sich entschieden, gesund zu werden. Langsam tritt sie aus dem Dunkeln der Krankheit heraus und kämpft um ihr Leben. Sie weiß nun, dass sie auf dem richtigen Weg ist.

Psychologische Aspekte bei Essstörungen

Psychologische Aspekte bei Essstörungen spielen eine entscheidende Rolle im Verständnis und in der Behandlung dieser Erkrankungen. Die tiefgehende Verflechtung von emotionalen Turbulenzen, negativen Selbstbildern und dysfunktionalen Bewältigungsmechanismen offenbart, wie essentiell es ist, über die Oberfläche der Nahrungsaufnahme und Gewichtsprobleme hinauszublicken. Die innere Welt der Betroffenen ist oft geprägt von intensiven Gefühlen der Wertlosigkeit, Angst vor Ablehnung und einem verzerrten Selbstbild, die durch die Krankheit sowohl verursacht als auch verstärkt werden.

Darüber hinaus sind interpersonelle Beziehungen und soziale Interaktionen häufig belastet, da sich die Betroffenen zunehmend isolieren oder Missverständnisse und Konflikte in der Familie und im Freundeskreis erleben. Dies unterstreicht die Komplexität der psychologischen Aspekte bei Essstörungen, die weit über das Essverhalten selbst hinausgehen und tief in den Kern des Selbstverständnisses und der emotionalen Verarbeitung der Betroffenen eingreifen. Um diesen vielschichtigen Herausforderungen gerecht zu werden, ist ein multidisziplinärer Behandlungsansatz erforderlich, der psychotherapeutische, ernährungsphysiologische und medizinische Komponenten integriert. 

Letztendlich erfordert die Bewältigung der psychologischen Aspekte bei Essstörungen ein tiefes Verständnis für die individuellen Leidensgeschichten und Bedürfnisse der Betroffenen. Ein empathischer, patientenzentrierter Ansatz, der die Einzigartigkeit jedes Einzelnen anerkennt und respektiert, ist entscheidend für den Weg zur Heilung und zur Wiedererlangung eines gesunden, selbstbestimmten Lebens.