S. sitzt mir gegenüber und lächelt. Wie oft hat sie diese gleichen Sätze wohl schon gehört? Jeder beschwert sich, dass die Therapie zu lange dauert, dass man noch nichts spürt und dass sie deswegen eindeutig eine Zeitverschwendung darstellt.
S. lächelt immer noch.
Langsam erzählt sie mir (zum wohl 100 Mal) dass ich mir Zeit geben soll. Ich habe mich für die Therapie und somit für mein Leben entschieden. Mein negatives Denken ist sehr tief in mir und mit mir verwurzelt. Seit so vielen Jahren denke und fühle ich alles negativ und gegen mich gerichtet.
Ich habe meine Gedanken nie angezweifelt. Für mich waren sie so wahr und stellten die gleiche Realität dar, wie die Tatsache, dass morgens die Sonne aufgeht und der Tag beginnt. Dies ist auch eine Tatsache und ich würde nie auf die Idee kommen, mir darüber Gedanken zu machen, ob dies auch richtig ist und immer so passieren wird.
Um nun weiter zu kommen in der Therapie sollte ich mir meiner Gedanken bewusst werden und sie dann in Frage stellen. Spricht hier wieder meine Negativität oder ist es wirklich so? Wenn sich, wie so oft, heraus stellt, dass es meine eigene, für mich wahrgenommene Negativität ist, die da mit mir spricht, soll ich meine Gedanken nicht nur anzweifeln, sondern sie im weiteren auch in die Realität umsetzen.
Dies alles braucht sehr lange Zeit. Auch die Negativität kam ja nicht über Nacht. Sie hat sich langsam und schleichend entwickelt. Über viele Jahre wurde sie von mir bestätigt und somit zu meiner eigenen kleinen Welt.
Um gesund zu werden, fange ich an, diese Welt der Krankheit anzuzweifeln. Je öfter ich es schaffe (natürlich mit der Hilfe von S.) z.B. Blicke von Jemandem auf der Straße nicht gegen mich gerichtet zu interpretieren, desto einfacher wird es mir fallen, immer mehr und schneller die Realität zu sehen und zu fühlen.
Vielleicht hat mich der Jemand auf der Straße ja sympathisch gefunden oder sich gedacht, dass ich nett aussehe.