Essen ist ein zentraler Bestandteil unseres täglichen Lebens und hat einen großen Einfluss auf unser körperliches und emotionales Wohlbefinden. Wenn Sie als Elternteil vermuten, dass Ihr Kind eine Essstörung haben könnte, sind Sie nicht allein. Viele Eltern teilen diese Sorge und wissen nicht, wie sie die ersten Anzeichen erkennen und darauf reagieren sollen.
Wie äußern sich Essstörungen?
Essstörungen sind geprägt von einer tiefen Sorge um das eigene Körpergewicht und die Körperform. Sie äußern sich ganz unterschiedlich und sind von Außen nicht unbedingt sofort erkennbar. Für Eltern und Angehörige kann es jedoch hilfreich sein, die verschiedenen Formen der Essstörungen zu verstehen, um sie leichter erkennen zu können.
Magersucht (Anorexia Nervosa)
Anorexia Nervosa äußert sich durch eine drastische Gewichtsabnahme, die absichtlich herbeigeführt wird. Ihr Kind könnte eine intensive Angst vor Gewichtszunahme entwickeln und ein verzerrtes Bild von seinem eigenen Körper haben. Häufig essen Betroffene extrem wenig und treiben exzessiv Sport, um Kalorien zu verbrennen.
„Ess-Brech-Sucht“ (Bulimia Nervosa)
Bei Bulimia Nervosa treten wiederkehrende Episoden von Essanfällen auf, bei denen große Mengen Nahrung in kurzer Zeit verschlungen werden. Danach versucht Ihr Kind, die Kalorien wieder loszuwerden – durch Erbrechen, den Missbrauch von Abführmitteln oder übermäßigen Sport. Diese ständigen Extreme belasten den Körper und die Psyche enorm.
Binge-Eating-Störung
Die Binge-Eating-Störung ähnelt der Bulimie, jedoch ohne das anschließende kompensatorische Verhalten. Ihr Kind könnte unkontrollierbare Essanfälle erleben und danach mit Scham und Schuldgefühlen kämpfen. Diese Krankheit kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen, da die Betroffenen oft schnell an Gewicht zunehmen.
Hat mein Kind eine Essstörung? Anzeichen und Symptome
Das Erkennen der Anzeichen einer Essstörung ist der erste Schritt zur Hilfe. Hier sind einige Warnsignale, auf die Sie achten sollten. Bitte beachten Sie, dass einzelne Aspekte nicht zwangsläufig auf eine Essstörung hinweisen müssen. Es ist wichtig, das Gesamtbild zu betrachten und professionelle Hilfe zu konsultieren, wenn Sie besorgt sind.
Physische Anzeichen
- Rascher Gewichtsverlust oder starke Gewichtsschwankungen
- Häufiges Erbrechen oder die Nutzung von Abführmitteln
- Müdigkeit, Schwindel oder Ohnmachtsanfälle
- Ausbleiben der Menstruation bei Mädchen
- Veränderungen an Haut, Haaren oder Nägeln
- Schlafstörungen
- Beschwerden über Magen-Darm-Probleme
Verhaltens- und emotionale Anzeichen
- Übermäßige Beschäftigung mit Gewicht, Kalorien und Diäten
- Vermeidung von Mahlzeiten oder heimliches Essen
- Exzessiver Sport trotz Verletzungen oder Erschöpfung
- Rückzug von sozialen Aktivitäten und Freunden
- Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit oder Depressionen
- Übermäßige Nutzung von Diätprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln
- Perfektionismus und übermäßige Selbstkritik
- Geheimhaltung und Lügen über Essgewohnheiten
Ursachen und Risikofaktoren
Genetik
Essstörungen haben oft eine genetische Komponente, die das Risiko für betroffene Personen erhöht. Forschungen zeigen, dass eine Familiengeschichte von Essstörungen das Risiko signifikant erhöht, dass auch Nachkommen diese Probleme entwickeln. Dies bedeutet, dass Kinder von Eltern oder Geschwistern, die unter Essstörungen leiden oder gelitten haben, eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, ähnliche Probleme zu entwickeln. Genetische Prädispositionen können die Anfälligkeit für Faktoren wie Stress, Selbstbild und Essverhalten beeinflussen.
Psychologische Faktoren
Psychologische Faktoren spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Essstörungen. Perfektionismus kann dazu führen, dass Menschen unrealistische Standards an sich selbst setzen und sich unzulänglich fühlen, wenn sie diese nicht erreichen. Dies kann zu zwanghaftem Verhalten führen, wie strenge Diäten oder übermäßiger Sport. Ein niedriger Selbstwert kann Menschen dazu bringen, durch Essverhalten Kontrolle und Selbstbestätigung zu suchen. Angststörungen und andere psychische Erkrankungen sind ebenfalls häufig mit Essstörungen verbunden, da das Essverhalten als Bewältigungsmechanismus dienen kann. Therapien, die Angst und Selbstbild ansprechen, können daher besonders hilfreich sein.
Soziokulturelle Einflüsse
Medien und gesellschaftlicher Druck, einem bestimmten Körperideal zu entsprechen, haben einen starken Einfluss auf die Entstehung von Essstörungen. In den Medien werden oft unrealistisch schlanke und makellose Körper als Norm dargestellt, was zu Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und einem verzerrten Selbstbild führen kann. Besonders Jugendliche sind anfällig für diese Einflüsse, da sie sich in einer Phase der Identitätsbildung befinden und nach sozialer Anerkennung streben. Kulturelle Normen, die Schlankheit mit Erfolg und Attraktivität verbinden, verstärken diesen Druck zusätzlich. Aufklärung und Medienkompetenzprogramme können helfen, diesen Einfluss zu mindern und ein gesundes Körperbild zu fördern.
Wie kann ich meinem Kind helfen?
Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind an einer Essstörung leidet, ist es wichtig, dass Sie schnell handeln und einfühlsam vorgehen. Hören Sie Ihrem Kind aufmerksam zu und zeigen Sie echtes Interesse an seinen Gefühlen und Erfahrungen. Vermeiden Sie es, zu kritisieren oder zu urteilen, und schaffen Sie eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit.
Ermutigen Sie Ihr Kind, über seine Sorgen und Ängste zu sprechen, und machen Sie ihm klar, dass Sie für es da sind und es unterstützen werden. Neben emotionaler Unterstützung ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Gerne begleite ich Sie und Ihr Kind auf dem Weg der Genesung.